Hallo zusammen,
schön, dass Ihr wieder reinschaut. Heute geht es um das Metronom, wofür es gut ist, wofür nicht. Darum, wie es uns beim Üben hilft. Und noch wichtiger, wie es uns nicht verrückt macht.
Wie genau muss ich mich an Metronomzahlen halten?
Tempoangaben werden heute häufig mit Metronom-Angaben verknüpft. Dabei ist es wichtig zu wissen, ob zur Entstehungszeit des jeweiligen Stückes das Metronom schon existiert hat. Natürlich hatte es diverse Vorläufer. Aber so, wie wir es heute kennen, gibt es das Metronom ungefähr seit 1814.
Bei einem älteren Stück sind Metronomzahlen also auf jeden Fall später ergänzt worden und deshalb mit Vorsicht zu genießen. In solchen Fällen stammen sie in der Regel vom Arrangeur oder Herausgeber.
Woher weiß man, wie schnell ein Stück vor 250 Jahren gespielt wurde?
Arrangeure und Herausgeber beschäftigen sich sehr intensiv mit dem, was sie so veröffentlichen. Oft liegen einer Notenausgabe mehrere historische Handschriften zugrunde. In diesen findet man, wenn sie viel genutzt worden sind, wie heute auch die Eintragungen der Musiker. Aus diesen lässt sich eine Menge ablesen. Mitunter auch Anhaltspunkte dafür, wie schnell etwas war.
Dann gibt es Vortragsbezeichnungen, die sich indirekt auf andere Tätigkeiten beziehen. So zum Beispiel Andante – gehend. Hier brauche ich keine Metronomzahl, um herauszufinden, wie schnell das Metrum des Stückes in etwas sein sollte. Herausgeber ergänzen dann gern als Hilfe eine Zahl für das Metronom.
Was bedeutet die Zahl beim Metronom?
Die Zahlen, die Du beim Metronom einstellen kannst, beziehen sich auf die Schläge pro Minuten. Die Tempoangabe 60 ist also genauso schnell wie die Sekundenanzeige Deiner Uhr.
Wie kann ich mit Metronom üben?
Wenn ich ein bisschen Übung darin habe, das Metronom zu benutzen, kann es mir sehr hilfreich sein. Hast Du noch nie ein Metronom benutzt, kannst Du es gerne erst einmal ohne Dein Instrument probieren.
Stelle das Metronom auf zum Beispiel Tempo 80 ein. Dann versuche, exakt mit diesen Schlägen zu klatschen oder zu klopfen. Als Übung kannst Du dann zum Beispiel auf jeden zweiten Schlag oder zweimal pro Schlag klopfen.
Die Schläge des Metronoms sind wie ein Raster in der Zeit. Es schafft eine Ordnung in der Zeit. Eine Struktur, in die Du die Töne Deiner Musik einsortierst.
Nehmen wir an, Dein Metronom schlägt besagte 80 und das sind Deine Viertelnoten. Dann kannst Du Halbe Noten darstellen, indem Du jeden zweiten Schlag klatscht.
Jeweils zwei Achtelnoten ergeben eine Viertel. Das bedeutet, Du musst in einem Schlag zwei davon unterbringen.
Die Metronomschläge bilden also ein Bezugsmedium. Und in Relation zu diesen Schlägen haben alle Notenwerte ihre fest definierte Dauer.
Das ist etwas abstrakt. Aber mit ein bisschen Übung kann es Dir eine große Hilfe sein. Ich selbst setze es für mich am Akkordeon und im Unterricht sehr oft ein.
Das Metronom als Trainingspartner
Ein Instrument zu spielen hat immer auch etwas damit zu tun, wie gut ich meine Muskulatur beherrsche. Also wie präzise und natürlich auch wie schnell meine Finger bestimmte Bewegungsabläufe ausführen können.
Ich selbst bin kein großer Fan von HÖHER-SCHNELLER-WEITER in der Musik. Denn ich finde, dass allein schnelle Anschläge noch keinen guten Musiker ausmachen. Zum Vergleich: Meine Mutter konnte früher hervorragend Schreibmaschine schreiben und ihre Anschlagszahl übertraf die vieler Musiker. Trotzdem hätte sie sich selbst nie als Virtuose bezeichnet.
Nichtsdestotrotz brauchen wir eine gewisse Beweglichkeit, um uns musikalisch ausdrücken zu können. Und die kann man tatsächlich super mit dem Metronom trainieren – natürlich gibt es auch viele andere Möglichkeiten.
Fingerübungen, die ich mit Hilfe des Metronoms im Tempo messbar mache, zeigen mir meinen Fortschritt auf diesem Gebiet an.
Das Metronom als Sklaventreiber
Wie immer macht die Dosis das Gift. Wie oft schon beschrieben, sind Metronomangaben bei weitem nicht immer der konkrete Wunsch des Komponisten. Und selbst wenn: Du bist der Musiker. Es ist DEINE Musik. Denn sie kommt aus Dir. All Deine Erfahrungen, Dein Charakter, Deine Stimmung, Deine Tagesform spielen zu jedem Zeitpunkt mit. Und das bedeutet, Du bestimmst letztendlich, wie schnell Dein Stück zu spielen ist. Das bedeutet nicht, dass eine Metronomzahl zu ignorieren ist. Im Gegenteil.
Ich selbst versuche jeweils zu verstehen, wie die Metronomzahl gemeint ist. Wie soll das Stück wirken? Was könnte der Grund für genau diese Zahl sein? Wie hat sich der Komponist das vorgestellt?
Und im nächsten Schritt stehe ich vor der Entscheidung, ob ich das Stück möglichst nahe an den Wunsch des Komponisten heranbringen will – was noch immer nicht bedeutet, dass ich dazu exakt diese Zahl erreichen muss – oder ob ich genau das Gegenteil daraus mache. Es gibt sehr gefeierte Rockversionen barocker Stücke. Dass ein Stück einmal auf eine bestimmte Art gedacht wurde, heißt nicht, dass es nur so ginge. Es gibt Bearbeitungen in alle Richtungen. Und letztendlich ist jede Aufführung eines Stückes eine, also MEINE Interpretation.
Wenn ich also zu dem Schluss komme, dass das Stück mit der genannten Metronomzahl nicht meiner Sichtweise auf dieses Stück entspricht, dann ändere ich sie.
Mein Fazit ist hier:
Nutze das Metronom als Trainingsgerät, wenn Du gerade entsprechende Ziele an Deinem Instrument verfolgst. Beschäftige Dich mit Metronomangaben in Deinen Stücken. Übe ein Stück auch so, wie angegeben. Und dann entscheide selbst aufgrund Deines Wissens, Deiner Erfahrung und vor allem Deines Empfindens.
Ich freue mich auf Eure Kommentare und Erfahrungen.
Bis zum nächsten Mal.
Eure Janina
Diese Seite wird unterstützt von https://meinemusikschule.net/kurse/akkordeon-lernen.